KEEN INSIGHT

In den großformatigen Landschaftsbildern der Serie Keen Insight prüft der Künstler unsere visuelle Wahrnehmung. Zum ersten Mal in Ralf Peter's Bildern ist jedes einzelne Detail gleich scharf. Es gibt keine Unterscheidung zwischen den verschiedenen Ebenen im Bild oder einer Fokussierung auf einen Kernbereich. Das kleinste dewy Haar eines Mais Mohn Knospe ist in der gleichen Auflösung wie die entfernten riesigen Baum im Hintergrund gezeigt. Diese innovative Art der Repräsentation scheint transzendental und erscheint uns seltsam, weil es eine Sache gibt, die sie dem Betrachter erzählt: Jedes Detail entweder im Vordergrund oder im Hintergrund ist gleichrangig. Die Botschaft des Künstlers bezieht sich nicht nur auf die Natur und das Problem ihrer Repräsentation, sondern auch die politischen Strukturen unserer Zeit. Es geht um den Beobachter, der vor einer Vielzahl von Informationen, Institutionen und Problemen steht, viele Details, die er zu stellen hat, gelähmt, unfähig zu ändern. Die Strukturen sind beide geebnet, ob es der kleine Mais-Welpe oder der riesige Baum ist. Unabhängig davon, dass Stadtrat oder Bundesregierung sich darum kümmert: Alle sind mit den politischen Krisen gleichermaßen beschäftigt und so gibt es, wie im Bild, überhaupt keine Differenzierung. Die Differenzierung findet nicht statt, denn es gibt keinen Unterschied mehr, wo alles passiert - alles ist gleichermaßen wichtig.

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Die Fotografie ist seit 1998 das Medium des in Lüneburg lebenden deutschen Konzeptkünstler Ralf Peters. Er konfrontiert den Betrachter mit alltäglichen Szenen und Motiven, die jedoch nicht immer wirklichkeitsgetreu, sondern oft nach seinem künstlerischem Empfinden ästhetisiert dargestellt sind. Peters Arbeiten sind nicht von einem durchgehenden Individualstil gekennzeichnet, sondern setzen von Serie zu Serie neue Akzente und vermengen zwei fotografische Ansätze, d.h. die dokumentarische Fotografie und die Möglichkeit der digitalen Bildbearbeitung. Dies so raffiniert, dass der Betrachter rätselt, welches Bild beziehungsweise Serie authentische Fotografie ist.

Der jüngste Werkzyklus Keen Insight schildert freundliche Naturidyllen, die auf den ersten flüchtigen Blick an typische Postkartenmotive erinnern. Peters spielt mit unserer gewohnten Sichtweise und überrascht mit seinem innovativen fotografischen Stil. Wie der Titel vermuten lässt, thematisieren die Werke den Blick in die Tiefe. Gestochen scharf setzt der Künstler in diesen Landschaftsbildern Vordergrund, Bildmitte und Hintergrund gleichwertig in Szene. Eine befremdliche Darstellung, die eine am Computer konstruierte Realität auf sämtlichen Ebenen zum Greifen nahe bringt, während das Motiv selbst als Nebensache zurück tritt. Die musealen Formate der Arbeiten in diesem Zyklus verlangten von Peters ein äußerst präzises und langwieriges Bearbeiten in mikroskopischer Dimensionen ab. Das Ergebnis sind Arbeiten, in denen jedes Detail gleichrangig ist. Unser Blick gleitet über die Bildfläche auf der Suche nach einem Hauptmotiv, wo er für einen Moment verweilen könnte. Jedes Bilddetail ist ebenbürtig - das Auge kann nicht einen Ausschnitt fokussieren. Diese neue ungewohnte Wahrnehmung, die uns parallel erfassen lässt, was sonst nur in einer Sequenz aufeinanderfolgender Bilder möglich wäre, trägt zum surrealen Charakter dieser Fotografien bei.